Büro für Altlastenerkundung und Umweltforschung

Dr. Rainer Haas

Stadtwaldstr. 45a, D-35037 Marburg, Tel.: 06421/93084, Fax: 06421/93073

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Militärische Altlasten und ihre Folgen



G. Möschwitzer1, R. Haas2



1 Umweltbüro Dr. Gerhard Möschwitzer & Partner GmbH, Josef-Nawrocki-Str. 32, D-12587 Berlin

2 Büro für Altlastenerkundung und Umweltforschung Dr. Rainer Haas, Stadtwaldstr. 45a, D-35037 Marburg





1 Einleitung

In seinem Umweltgutachten 1978 kennzeichnete der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung alte Ablagerungen von nicht mehr benötigten Wirtschaftsgütern oder Rückständen menschlichen Lebens als "Altlasten" (FRANZIUS 1986, SPYRA 1991).

Entsprechend den Empfehlungen der LAGA wurden in den letzten Jahren solche Altlasten zunächst als Altablagerungen (vornehmlich Deponien), dann auch als Altstandorte (vornehmlich Produktionsstätten) erfaßt. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands gilt dies auch für die neuen Bundesländer.

Erst Mitte der 80'er Jahre wurden die Begriffe "Rüstungsaltlasten" und "Militärische Altlasten" geprägt (HAAS 1992) und mit der Erfassung von Verdachtsflächen der Rüstungsindustrie und militärischer Komplexe begonnen (PREUSS & HAAS 1987). Diese Entwicklung hat durch die Abgabe zahlreicher Liegenschaften der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte, der Gaststreitkräfte der NATO und der ehemaligen NVA (DÖRHÖFER 1992) in das allgemeine Grundvermögen des Bundes bzw. durch die Übergabe derartiger Flächen in das Ressortvermögen des BMVG (NEUHEUSER 1992) einen besonderen Stellenwert gewonnen. Dies ist so, weil bei der Überführung von militärisch genutzten Flächen in eine Neunutzung die Frage nach potentiellen Boden- und Grundwasserbelastungen auf diesen Liegenschaften (Altlastverdacht) sehr wichtig ist und von der Antwort oft Entscheidungen großer Tragweite abhängen.

Bei der Klärung des Altlastverdachtes ergeben sich für zukünftige Nutzer ehemals militärisch genutzter Objekte unter Umständen Probleme, von denen hier einige aufgeführt sind:



Was ist unter "Militärischen Altlasten" konkret zu verstehen?

In welchem Ausmaß bzw. Umfang ist in der Bundesrepublik Deutschland mit "Militärischen Altlasten" zu rechnen?

Wie sind "Militärische Altlasten" entstanden und wie erfolgt ihre systematische Erfassung?

Wie sind derartige Altlasten zu bewerten und wie erfolgt die Gefährdungsabschätzung?

Welche Folgen "Militärischer Altlasten" sind bisher bekannt ?



Im folgenden soll auf einige dieser Probleme skizzenhaft eingegangen werden, verbunden mit dem Versuch, denjenigen Unterstützung zu geben, die auf diesem Gebiet keine Spezialisten sind aber doch häufig mit derartigen Fragen konfrontiert werden.



2 Begriffsbestimmung

Die Begriffe "Rüstungsaltlasten" und "Militärische Altlasten" werden in der öffentlichen Diskussion zum Teil noch widersprüchlich belegt. In Anlehnung an das Sondergutachten "Altlasten" des "RATES DER SACHVERSTÄNDIGEN FÜR UMWELTFRAGEN" (1990) werden "Militärische Altlasten" im allgemeinen wie folgt definiert:

"Militärische Altlasten sind Altablagerungen und Altstandorte auf militärisch genutzten Liegenschaften, sofern von ihnen Gefährdungen für die menschliche Gesundheit bzw. für die Schutzgüter Boden, Wasser und Luft ausgehen oder zu erwarten sind".

Obwohl sich diese Definition wie das Sondergutachten auf die beiden Hauptkategorien Altablagerungen und Altstandorte bezieht, stellen militärische und rüstungsbedingte Altlasten eine spezielle Kategorie dar, weil:

Ihre Entstehung auf verteidigungs- und/oder kriegsbedingte Aktivitäten zurückzuführen ist,

Ihre stoffliche Zusammensetzung zumindest teilweise eine andere als die ziviler Altlasten ist und

Die Finanzierung von Erfassung/Erkundung, Gefahrenabwehr und/oder Sanierung weitgehend dem Staat obliegt (BURKHARDT 1992).



Deshalb wird folgende Einteilung vorgenommen:

"Militärische Altlasten" beziehen sich auf Flächen, die seit 1945 militärisch genutzt wurden oder werden. Sie können dabei durch militärunspezifische Tätigkeiten bzw. Einrichtungen (z.B. Tankstellen, Kfz-Instandsetzung, Abwasserbehandlung) und/oder durch militärspezifische Aktivitäten wie Erprobung und Anwendung von Waffen und Kampfmitteln auf Schieß- und Übungsplätzen entstanden sein.

Rüstungsaltlasten wurden bereits an anderer Stelle ausführlich behandelt und sollen hier keiner weiteren Betrachtung unterzogen werden.





3 Ausmaß und Umfang "Militärischer Altlasten" in der Bundesrepublik Deutschland

Da wie oben gezeigt das Entstehen "Militärischer Altlasten" an militärische Flächennutzung geknüpft ist, soll zunächst der Flächenverbrauch der Streitkräfte in Deutschland in Anlehnung an Ausführungen von KALMAN (1992) kurz dargelegt werden.

1989 waren in der Bundesrepublik und der damaligen DDR neben der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee noch ausländische Stationierungsstreitkräfte aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Kanada und aus der Sowjetunion präsent.

Der militärische Flächenverbrauch in den alten Bundesländern kann mit etwa 450.000 ha angegeben werden, was fast der doppelten Ausdehnung des Saarlandes (256.700 ha) entspricht. Davon entfallen ca. 250.000 ha auf Bundeswehr und NATO, 130.000 ha auf die US-Streitkräfte, 30.000 ha auf französische, 25.000 ha auf britische, 12.000 ha auf belgische, 1.500 ha auf kanadische und 1.000 ha auf niederländische Streitkräfte.

In der damaligen DDR wurden 1989 277.000 ha von der NVA und den Grenztruppen, 240.000 ha von der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte beansprucht. Insgesamt wurden damit in Deutschland ca. 970.000 ha ausschließlich militärisch genutzt, was etwa der Hälfte der Fläche des Bundeslandes Rheinland -Pfalz entspricht.

Mit dem Ende der Ost-West-Konfrontation Ausgangs der 80'er Jahre wurden tiefgreifende Abrüstungsprozesse in Gang gesetzt, die auch große Auswirkungen auf den militärischen Flächenverbrauch in Deutschland haben.

Von den bis 1989 militärisch genutzten Flächen werden bis Mitte der 90'er Jahre nach

BURKHARDT (1992) :



Die Gesamtfläche der ehemals sowjetisch genutzten Objekte (WGT-Liegenschaften),

Die Mehrzahl der NVA-Liegenschaften (ca. 60-70% der Gesamtfläche),

Erhebliche Flächen der Bundeswehr in den alten Bundesländern und

Etwa die Hälfte der Fläche der NATO-Partner



geräumt und an die allgemeine Bundesvermögensverwaltung übergeben worden sein.

Diese Flächen werden in großen Teilen zivilen Nutzungen zugeführt, woraus sich das besondere Interesse der Kommunen an derartigen Liegenschaften ergibt. Die oftmals noch ungeklärte Altlastensituation mit der Besonderheit des Vorliegens "Militärischer Altlasten" auf diesen Objekten und die durch die Größe der zur Disposition stehenden Flächen gegebene Dimension dieser Probleme unterstreicht die notwendige Beschäftigung mit diesen Themen erneut.



4 Das Entstehen "Militärischer Altlasten"

Wie bereits eingangs erwähnt, können "Militärische Altlasten" durch militärunspezifische Tätigkeiten bzw. Einrichtungen und /oder durch militärspezifische Aktivitäten entstanden sein. Obwohl dabei, wie z.B. auf einem Truppenübungsplatz, fließende Übergänge möglich sind -neben ausgesprochen militärtypischen Einrichtungen wie Ausbildungs- und Schießplatz befinden sich "zivile" Objekte wie Kfz-Instandsetzung und Versorgungseinrichtungen- soll im weiteren dieser Unterscheidung gefolgt werden.





4.1 Entstehung "Militärischer Altlasten" durch militärunspezifische Tätigkeiten bzw. Einrichtungen



4.1.1 Kontaminationsrelevante Faktoren

Durch militärunspezifische Tätigkeit entstandene Altlasten sind, mit heutigen Maßstäben gemessen, aufgrund unsachgemäßer Handhabung und Ablagerung umweltgefährdender Stoffe entstanden. NICLAUSS et al. (1989) nennen als Ursachen von Altlasten im gewerblichen Bereich folgende potentielle Verlustquellen für Umweltschadstoffe:

Handhabungsverluste

Leckagen

Demontageverluste

Zurückbleiben von Produktresten

Lagerung und Ablagerung von Abfallstoffen

Singuläre Ereignisse



Aus den Erfahrungen im Altlastbereich sollten hier die kontaminationsrelevanten Faktoren

Emissionen

Abwasserentsorgung

ergänzt werden.

Im folgenden soll versucht werden, die obengenannten Verlustquellen ausführlicher und soweit möglich auf den militärischen Bereich zugeschnitten darzustellen.



Handhabungsverluste

- Um- und Abfüllvorgänge, Füllung und Überfüllung von unter- und oberirdischen Tanks

- Betankung von schwerer Kampftechnik (hauptsächlich Panzer) und Kraftfahrzeugen, insbesondere bei Verwendung von Feldbetankungsanlagen unter Manöverbedingungen

- Austretende Flüssigkeiten bei Reparatur und Wartung von Technik (z.B. Motoren- und Hydrauliköle)

- Spritz- und Abtropfverluste beim Lackieren, Entfetten, Konservieren usw.

- Verluste von Säuren und Laugen z.B. in Ladestationen



Leckagen

- Leckagen an Tanks, Pipelines, Armaturen, Becken, Bädern, Flanschen, Rohrleitungen u.a.m.

- Bruch von Behältnissen aus spröden Materialien



Demontageverluste

- Verluste von Betriebsflüssigkeiten beim Abbau von Aggregaten

- Verluste von Transformatorenölen (PCB) beim Rückbau von Starkstromanlagen



Zurückbleiben von Produktresten

- Auslaufen von Resten aus verbrauchten Gebinden

- Verbleiben von Resten in rückgebauten Produktionsanlagen



Lagerung und Ablagerung von Abfallstoffen

- Anlegen sogenannter "wilder" Müllkippen und Deponien

- Schrott und Metallabfälle

- Bauschutt



Singuläre Ereignisse

- Brände und Explosionen

- Störfälle

- Unfälle



Emissionen

- Freisetzung von Stäuben z. B. aus Heizwerken und anderen Betriebsanlagen

- Freisetzung von Gasen z B. bei Um- und Abfüllvorgängen (z. B. Treibstoffe)

- Freisetzen leichtflüchtiger organischer Lösungsmittel (z. B. beim Entfetten und Reinigen)



Abwasserentsorgung

- Abwässer aus Kfz und Panzerwaschanlagen

- Abwässer aus Versorgungseinrichtungen (z. B. Großküchen, Uniformreinigungen)

- Verluste aus undichten Kanalisationssystemen

- Belastungen durch Abwasserbehandlungseinrichtungen (Becken, Sickergruben)



Durch die Analyse funktionaler Handlungsabläufe und die Auswertung singulärer Ereignisse können mögliche Schadstoffverluste prognostiziert und besonders kontaminationsgefährdete Bereiche erkannt werden (HEINRICH & FORSTHOFER 1992).



4.1.2 Flächentypisierung und Schadstoffinventar

Für militärische Liegenschaften existierte bis 1992 noch keine "Branchentypische Inventarisierung" wie sie für andere Altlastverdachtsflächen schon erarbeitet war (KINNER et al. 1986; KOMMUNALVERBAND RUHRGEBIET 1989; NICLAUSS et al. 1989). Deshalb wurde im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MURL NW 1992) und des Niedersächsischen Umweltministeriums im "Wegweiser für den Umgang mit Altlast-Verdachtsflächen auf freiwerdenden militärisch genutzten Liegenschaften" eine Matrix entwickelt, die den häufigsten altlastrelevanten militärischen Nutzungen ein typisches Inventar an Schadstoffen oder Schadstoffgruppen zuordnet. Die ausführliche Erörterung dieser Flächentypisierung ist sehr zu empfehlen, würde aber Rahmen und Anliegen der hier zu erstellenden Übersicht sprengen.

Deshalb soll im folgenden lediglich eine Auswahl von Standorten genannt werden, bei denen wie oben dargestellt, kontaminationsrelevante Faktoren in besonderem Maße wirken und damit Flächenkontaminationen mit Stoffen hoher Umweltrelevanz sehr wahrscheinlich sind.

WETH & SCHRÖDER (1992) sowie HEINRICH & FORSTHOFER (1992) nennen dazu nahezu übereinstimmend folgende Standorte bzw. Einrichtungen:

Lager und Umschlagplätze für Treib- und Schmierstoffe sowie weitere Mineralölprodukte

Tankstellen

Treibstoffleitungen

Lager und Umschlagplätze für Chemikalien

Wartungs- und Reparatureinrichtungen

Anlagen zur Fahrzeuglackierung und -konservierung

Waschanlagen z.B. für Panzer, Kfz und andere Technik

Fahrzeughallen und –abstellplätze

Akkuladestationen



Umspannanlagen (Transformatoren)

Heizwerke, Kohle- und Ascheplätze

Reststoffsammelplätze, Schrottplätze

Müllkippen, Deponien, Halden, Verfüllungen

Flüssigkeitsabscheideanlagen

Entwässerungssysteme

Neutralisations-, Abwasserbehandlungs- und Kläranlagen



Den genannten kontaminationsgefährdeten bzw. -verdächtigen Standorten und Einrichtungen können die dort ge- und verbrauchten Produkte und Produktgruppen bzw. anfallenden Abfälle als Schadstoffinventar zugeordnet werden. Hauptkontaminanten sind:

Treib- und Schmierstoffe

Schwermetalle und schwermetallhaltige Produkte

Lösungs- und Entfettungsmittel

Farben und Lacke, Konservierungsmittel

Waschmittel und -zusätze

Säuren und Laugen

Spezialflüssigkeiten wie z.B. Hydraulik- und Transformatorenöle

Aschen und Schlacken

Schrott und Metallabfälle

"Hausmüll" und "Siedlungsabfälle"

Reststoffe aus "gewerblicher" Tätigkeit

Abfälle aus Flüssigkeitsabscheidern und Schlämme aus Abwasserleitungen, Neutralisations- und Kläranlagen



Die oben gegebene Aufzählung macht deutlich, daß für "Militärische Altlasten", die durch militärunspezifische Tätigkeiten bzw. Einrichtungen entstanden sind, durchaus die gleichen Schadstoffe anzunehmen sind, wie sie für den industriellen, gewerblichen und kommunalen Bereich gelten. Die wichtigsten Einzelstoffe und chemischen Verbindungen des resultierenden Schadstoffinventars sind in der für "zivile" Altlasten erstellten LAGA-Liste (1989) enthalten.



4.1.3 Toxikologische Kurzbewertung des Schadstoffpotentials

Eine toxikologische Gefährdung des Schutzgutes "Menschliche Gesundheit" durch Altlasten ist über die Gefährdungspfade Grund- und Oberflächenwasser, Luft, Boden und Nahrung gegeben. Dabei können die Schadstoffe über die Atmung (inhalativ), über den Mund und den Verdauungstrakt (oral) sowie über die Haut (percutan) aufgenommen werden. Bedingung für die Aufnahme ist die Einwirkung des Schadstoffes auf das Schutzgut (Exposition).

Besondere toxikologische Relevanz bei Altlasten besitzen:

Arsen, Blei, Cadmium, Chrom, Nickel, Quecksilber, Thallium und deren Verbindungen

Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) wie z.B. Acenaphthen, Benzo(a)pyren, Chrysen, Fluoren, Phenanthren

Polychlorierte Biphenyle (PCB), Dibenzodioxine und Dibenzofurane

Leichtflüchtige aromatische (Benzol, Toluol, Xylole) und aliphatische Verbindungen, die Hauptkomponenten von Benzin, Kerosin und Diesel darstellen

Leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe wie Di-, Tri- und Tetrachlormethan, Trichlorethan, Tri- und Tetrachlorethylen, Vinylchlorid.



Die Beschreibung der toxikologischen Wirkungen einzelner Substanzen würde den Rahmen des Aufsatzes überschreiten. Dennoch seien im folgenden die Stoffe aufgeführt, die eindeutig krebserregend sind oder im begründeten Verdacht der cancerogenen Wirkung stehen und deshalb besondere Beachtung finden müssen:

Arsen, Cadmium, Chrom, Nickel

Benzo(a)pyren

Benzol

Polychlorierte Biphenyle, 2,3,7,8-Tetrachlor-p-dibenzodioxin ("Sevesodioxin")

Dichlormethan (Methylenchlorid), Trichlormethan (Chloroform), Tetrachlormethan (Tetra), 1,2-Dichlorethan, 1,1,2-Trichlorethan, 1,1,2,2-Tetrachlorethan, Trichlorethen (TRI), Tetrachlorethen (PER), Vinylchlorid.



4.2 Entstehung "Militärischer Altlasten" durch militärspezifische Tätigkeiten bzw. Einrichtungen



4.2.1 Kontaminationsrelevante Faktoren

Militärspezifische kontaminationsrelevante Vorgänge sind im wesentlichen an militärische Aktivitäten und Einrichtungen auf Truppenübungsplätzen gebunden.

Die langjährigen und teilweise wechselnden Nutzungen auf diesen in der Regel von einigen Hundert aber auch bis zu einigen Zehntausend Hektar großen Liegenschaften führte zu Boden- und Grundwasserbelastungen unterschiedlichster Art und sehr verschiedenen Ausmaßes. Hauptursachen der entstandenen Umweltschäden sind Übungen mit militärspezifischen (Schad-)Stoffen, der Fahrbetrieb mit schwerer Kampftechnik und der Umgang mit Munition sowie Spreng- und Explosivstoffen. Im folgenden sollen diese kontaminationsrelevanten Aktivitäten näher erläutert werden.



Kontaminationsrelevante Vorgänge beim Üben mit militärspezifischen Stoffen

Einsatz von pyrotechnischen Erzeugnissen

Zur Simulation möglichst praxisnaher "Gefechtsbedingungen" werden in großem Umfang pyrotechnische Erzeugnisse eingesetzt. Dazu gehören Pfeif-, Knall- und Detonationskörper; Leucht- und Signalmittel sowie Substanzen zur Erzeugung von grellen Lichtblitzen.



Einsatz von Brand- und Löschmitteln

Zur Übung des Umgangs mit Brand- und Löschmitteln wurden Brände (Flächenbrände, Brände von Kampftechnik) gelegt oder durch Beschuß erzeugt und mit verschiedensten Mitteln und Methoden gelöscht.



Einsatz von Nebelmitteln

Zur Tarnung bzw. Verhinderung von Aufklärungsmaßnahmen wurden großflächige Vernebelungen durchgeführt.



Kontaminationsrelevante Vorgänge beim Fahrbetrieb mit schwerer Kampftechnik

In diesem Bereich wurden Stoffe verwendet, die im wesentlichen auch bei militärunspezifischer Tätigkeit eingesetzt werden. Hier sind die bereits erwähnten fließenden Übergänge zu kontaminationsrelevanten Vorgängen im logistischen Bereich angesiedelt. Das militärspezifische Moment liegt dabei im Schadstoffeinsatz und -verlust unter gefechtsnahen Bedingungen auf Truppenübungsplätzen.

Im einzelnen sind zu nennen:



Durchführung von Feldbetankungen

Wegen der als Übungsziel angestrebten kurzen Betankungszeit, der mobilen Betankungstechnik und den einfachen Betankungstechnologien ergaben sich wesentlich höhere Treibstoffverluste als beim Einsatz stationärer (ziviler) Tankanlagen.



Fahrbetrieb von Kettenfahrzeugen

Beim Fahren wurden durch Abrieb an den Ketten und im Bereich der Bodenwanne Metalle, Schwermetalle, Konservierungs- und Korrosionsschutzmittel sowie Anstrichstoffe in fein verteilter Form freigesetzt.



Betrieb von Fahrzeugen und sonstiger Technik

Als Kontaminationsursachen kommen hier insbesondere Verluste von Treib- und Schmier- sowie weiteren Betriebsstoffen in Betracht, die z.B. im Zusammenhang mit Fahrten im freien Gelände, dem Abstellen der Technik auf unbefestigten Flächen und bei Wartungs- und Reparaturarbeiten zu verzeichnen waren.



Kontaminationsrelevante Vorgänge beim Schießen und Sprengen



Kontaminationen im Abschußbereich

Bei der Abgabe des Schusses werden metallische Partikel, Reste des Initialsprengstoffes sowie nicht vollständig umgesetzte Bestandteile der Treibladung in Form der sogenannten Schmauchwolke frei. Weitere Umweltbelastungen können durch die teilweise noch Explosivstoffreste enthaltenden Geschoßhülsen auftreten.



Kontaminationen im Zielgebiet

Im gesamten Zielbereich traten Bodenkontaminationen durch die nach der Explosion freiwerdenden Munitionsbestandteile ein. Eventuelle Blindgänger stellen eine weitere, unter Umständen besonders gefährliche Belastung dar.



Kontaminationen auf Sprengplätzen

Beim Sprengen im Zuge der Ausbildung oder z. B. zur Munitionsvernichtung wurden Reste der Treibmittel und Sprengstoffe, der Zündmittel, der Granathülsen sowie der Ladungsummantelung frei.



4.2.2 Flächentypisierung und Schadstoffinventar



Truppenübungsplätze

Gestaltung, Gliederung und Aufbau eines Truppenübungsplatzes hängen ganz wesentlich von Struktur und Ausrüstung der übenden Truppen und insbesondere von den eingesetzten Waffensystemen ab.

Allgemein können folgende, die Flächentypisierung bestimmenden, Bereiche und Anlagen angenommen werden:



Ausbildungsräume und -plätze

mit baulichen Einrichtungen und technischen Ausrüstungen zur Simulation möglichst realer Gelände- und Gefechtsbedingungen



Übungsräume

mit speziell ausgebauten Geländeabschnitten, vorbereiteten Stellungen und Sonderbereichen, wie z.B. Brand-, Spreng-, Nebel- und Dekontaminationsplätzen



Schießanlagen (werden gesondert abgehandelt)



Truppenunterkünfte

wie Zelt- und Barackenlager mit feldmäßigen Versorgungseinrichtungen



Infrastruktur

wie logistische Einrichtungen, Straßen und Wege.



Schießanlagen

Schießanlagen gliedern sich prinzipiell in folgende Bereiche:



Abschußstellung



Zielbereich bzw. Zielgelände



Sicherheitsbereich



Einrichtungen zur Sicherstellung, Leitung und Auswertung des Schießens



Kontaminationen sind auf den Flächen Abschußstellung und Zielgebiet durch die bereits beschriebenen kontaminationsrelevanten Vorgänge zu erwarten. Sicherheits- und Sicherstellungsbereich bleiben in aller Regel frei von militärspezifischen Kontaminationen.



Der oben gegebenen Flächentypisierung für militärspezifische Aktivitäten kann folgendes Schadstoffinventar zugeordnet werden:



Brand-, Lösch- und Nebelmittel



Entgiftungs- und Entaktivierungsmittel



Raketentreibstoffe und deren Abbrandprodukte



Pyrotechnische Produkte und deren Abbrandprodukte



Spreng- und Explosivstoffe sowie deren Metabolite



Blindgänger



Metalle (Kartuschen) und Schwermetalle





Die wichtigsten Einzelstoffe, die in dem als Gruppen angegebenen Schadstoffinventar enthalten sind, werden im Rahmen der vorliegenden Gesamtpublikation unter dem Thema "Rüstungsaltlasten und Kommunen" abgehandelt und sollen deshalb an dieser Stelle nicht näher erörtert werden.



4.2.3 Toxikologische Kurzbewertung des militärspezifischen Schadstoffpotentials



Die besondere toxikologische Relevanz militärspezifischer Altlasten ergibt sich daraus, daß die überwiegende Anzahl dieser Stoffe eigens für die Schädigung und Tötung von Menschen entwickelt und produziert wurde. Die zur Diskussion stehende Schadstoffpalette kann in die Gruppen chemische Kampfstoffe, Explosiv- und Sprengstoffe sowie Entgiftungs- und Dekontaminationsmittel eingeordnet werden.



Während das Auffinden moderner Nervenkampfstoffe (Tabun, Sarin, Soman, VX) im Zusammenhang mit der Erkundung "Militärischer Altlasten" wenig wahrscheinlich bzw. unmöglich ist, haben Haut- und Atmungsorgane schädigende Kampfstoffe eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Hier sind insbesondere die Stickstoff- und Schwefel-Loste sowie die arsenorganischen Kampfstoffe zu nennen, die entweder in ihrer ursprünglichen Form oder durch lange Lagerung teilweise entgiftet, zu schwersten Schädigungen der Haut und der Atmungsorgane führen können.



Während die Gefährlichkeit von Spreng- und Explosivstoffen von ihrer zerstörenden Wirkung aus betrachtet offenkundig ist, wurde die toxikologische Bedeutung dieser Stoffe lange Zeit unterschätzt und erst in den 80'er Jahren näher in den Blickpunkt des Interesses gerückt. Besonderes Augenmerk ist hier auf den Sprengstoff Trinitrotoluol (TNT) zu richten, aus dem z.B. im Boden Abbauprodukte entstehen, deren krebserregende Wirkung nachgewiesen ist.



Die Wirkung von Entgiftungs- und Dekontaminationsmitteln ist, im Gegensatz zu der von Kampf- und Explosivstoffen, auf die Verminderung der Gefahr gerichtet. Trotzdem haben diese Stoffe auf Grund ihrer hohen Reaktivität teilweise hohe toxikologische Relevanz. Dabei stehen ihre haut- und schleimhautreizende Wirkung sowie die Schädigung der Atmungsorgane im Vordergrund.



Weiterführende Angaben verbunden mit entsprechenden Literaturangaben sind ebenfalls im Beitrag "Rüstungsaltlasten und Kommunen" nachzulesen.





5 Erfassung und Gefährdungsabschätzung "Militärischer Altlasten"



Um die Folgen "Militärischer Altlasten" beurteilen zu können, sind diese zunächst zu erfassen und im Rahmen einer Gefährdungsabschätzung zu bewerten.

Grundsätzlich werden "Militärische Altlasten" wie Altlasten aus dem zivilen Bereich in den drei Hauptphasen



Erfassung,



Gefährdungsabschätzung und



Sicherung/Sanierung und Überwachung



bearbeitet.



Dabei ergeben sich aus der "Militärspezifik" jedoch einige Besonderheiten (RAPSCH 1992; MIES & BAUER 1992), die im folgenden kurz angesprochen werden sollen.





5.1 Erfassung



Militärische Liegenschaften sind teilweise sehr große Territorien mit Flächen, die der unterschiedlichsten Nutzung unterlagen. Damit ist es in einem ersten Schritt unverzichtbar, eine möglichst lückenlose Rekonstruktion der gesamten Nutzungsgeschichte zu erarbeiten (PREUSS 1990, THIEME et al. 1993).



Truppenübungsplätze wurden teilweise schon im 19. Jahrhundert angelegt und waren insbesondere vor den beiden Weltkriegen sehr unterschiedlichen Umweltbelastungen ausgesetzt. Dadurch wird die Nutzungsrekonstruktion sehr kompliziert und durch das Geheimhaltungsbestreben der Militärs und die teilweise gezielte Desinformation aus Tarnungsgründen zusätzlich erschwert (PREUSSNER 1991).



Während auf Standorten deutscher Truppen kaum industrielle Tätigkeit vorkam, haben ausländische Streitkräfte nach dem II. Weltkrieg in Deutschland aus Gründen der Versorgungsautarkie z.B. Betriebe zur Produktion von Munition , Chemikalien, Bekleidung, Ausrüstung und Nahrungsmittel errichtet und betrieben. Die dabei eingetretenen Schadstoffverluste, anfallende Produktionsrückstände und -abfälle müssen bei der Bewertung möglicher Umweltschäden unbedingt berücksichtigt werden.



Als Methodik der Erfassung hat sich nach PÖPPINGHAUS & HOLZ (1992) die historisch-deskriptive Studie als besonders geeignet erwiesen. Für die Erhebung der benötigten Daten stehen mehrere Quellen zur Verfügung:



- Archive (DODT 1992; PISCHKE 1991)



- Luftbildaufnahmen (HOLZFÖRSTER & TIEDEMANN 1991; WELZER 1991)



- Karten, Lagepläne, Produktionsunterlagen (BORRIES & HÜTTL 1991)



- Befragung von Zeitzeugen (PREUSSNER 1991)



- Ortsbegehungen (HAAS 1992)





5.2 Gefährdungsabschätzung

In der Phase der Gefährdungsabschätzung sind vor allem bei der Durchführung der Erstbewertung sowie bei der Entwicklung angepaßter Untersuchungsprogramme (MURL NW 1992), der Organisation der Arbeitssicherheit und der Anwendung geeigneter Bewertungsverfahren Besonderheiten zu beachten:



Für die Erstbewertung sollten insbesondere drei Punkte herangezogen werden:



- Hauptzeiten der militärischen Nutzung (bis 1930, 1930-1950, 1950 bis zur Gegenwart)

- Art der Nutzung (z.B. Heer, Luftwaffe, Marine, Waffengattung, Truppenstärke, Übungsplatz, Unterkunft usw.)

- Art der Entsorgung am Standort (z.B. kommunale oder autarke Entsorgung)

Aus der Nutzungsgeschichte, der Flächentypisierung und dem zugeordneten bzw. vermutetem Schadstoffinventar müssen spezielle Analysenprogramme erarbeitet werden, wobei neben den abgeleiteten spezifischen Parametern immer Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle und die wichtigsten Gruppen- und Summenparameter Berücksichtigung finden sollten.



Bei den Erkundungsarbeiten muß mit militärspezifischen Besonderheiten gerechnet werden (PREUSSNER 1991). Dazu gehören:



Vergrabungen von Munition, Spreng- und Kampfstoffen sowie Chemikalien aller Art



Reste von Gebäuden und Anlagen, die durch toxische Substanzen kontaminiert sind



Unterirdische Einrichtungen, wie Tanklager, Stollen, Abwasserkanäle und Bunker



Wegen dieser Gefährdungen ist dem Arbeitsschutz bei Erkundungs-, Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen auf militärisch genutzten Liegenschaften ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken (BURMEIER & HILLESHEIM 1991, EGERMANN 1989, HESKE 1989)



Die Vielzahl der zu bewertenden militärischen Altlastverdachtsflächen erfordert aus volkswirtschaftlicher Sicht und aus Gründen der notwendigen Vergleichbarkeit von Gefährdungsabschätzungen die Anwendung formalisierter Bewertungsverfahren. Die systematische Untersuchung von über 20 derzeit angewandten Altlastbewertungsverfahren ergab, daß diese für die Beurteilung "Militärischer Altlasten" und Rüstungsaltlasten nur bedingt oder nicht geeignet sind (MÖSCHWITZER 1993a). Deshalb gibt es derzeit verstärkte Bemühungen, derartige Verfahren zu entwickeln oder durch Adaption des Verfahrens "Baden-Württemberg" zu generieren (MÖSCHWITZER 1993b).



5.3 Sicherung und Sanierung

Hier sind die drei Kategorien Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr, Sanierungsmaßnahmen für Folgenutzungen und langfristige Sicherungsmaßnahmen zu unterscheiden.



In der relativ großen Häufigkeit notwendig werdender Sofortmaßnahmen unter Umständen bereits nach der Ersterfassung bzw. Erstbewertung liegt eine weitere Besonderheit. Nach Polizei/Ordnungsrecht ist der sogenannte Zustandsstörer unabhängig vom Verursacherprinzip zur Durchführung dieser Gefahrenabwehr verpflichtet.



Art und Umfang notwendiger Sanierungsmaßnahmen hängen von der geplanten Folgenutzung und den vorhandenen finanziellen Mitteln ab. Oftmals wird es aus finanziellen Gründen "nur" zu langfristigen Sicherungsmaßnahmen kommen können.



6 Folgen "Militärischer Altlasten"

Wie andere Altlasten wirken auch die "Militärischen Altlasten" über die Hauptgefährdungspfade Wasser, Boden und Luft in negativer Art und Weise auf die Schutzgüter Mensch, Tier und Pflanze sowie die unbelebte Natur ein. Dabei können die Folgen dieser Einwirkung in Qualität und Quantität zumeist nicht ausreichend beurteilt werden, teilweise sind sie sogar unbekannt. Die seit etwa fünf Jahren in den unterschiedlichen Programmen angelaufene systematische Erfassung und Erstbewertung der bei militärischer Aktivität entstehenden Altlasten ist ein erster Schritt, bestehende Informations- und damit letztlich Handlungsdefizite abzubauen.

Deshalb können im Rahmen dieses Aufsatzes auch nur erste Ergebnisse als Beispiele für dieses Bemühen aufgezeigt werden.



Im Rahmen des Altlastenprogrammes der Bundeswehr wurden in den Wehrbereichen I-V (alte Bundesländer) 560 Altlastverdachtsflächen ermittelt. Dabei handelte es sich etwa zu gleichen Anteilen um Altablagerungen (Deponien, Aufhaldungen, Verfüllungen) und Altstandorte. Als Hauptursachen von Umweltgefährdungen werden Kontaminationen mit Treib- und Schmierstoffen vermutet bzw. sind als solche bereits bekannt (FRIES 1992).



Innerhalb des Altlastenprogrammes Ost der Bundeswehr wurde die Erfassungsbewertung (Phase I) auf 143 struktursicheren Liegenschaften durchgeführt. Dabei wurden rund 1400 Altlastverdachtsflächen ermittelt, von denen 35 Sicherungs- und Sanierungshandlungen im Sinne von Sofortmaßnahmen erforderlich machten. Als häufigste Kontaminanten wurden Kohlenwasserstoffe (73%), halogenierte organische Verbindungen (38%), Schwermetalle (35%) und leichtflüchtige Aromaten (23%) vermutet, wobei auf den meisten Verdachtsflächen wahrscheinlich mehrere Kontaminanten nebeneinander vorliegen. Als größte Gefährdung werden Reste von Explosiv- und Sprengstoffen sowie chemischen Kampfstoffen angesehen. Diese werden bei rund 6% aller Verdachtsflächen als Kontaminationsursache vermutet (WETH & SCHRÖDER 1992).



Bei der Ersterfassung von 38 Liegenschaften der sowjetischen Westgruppe der Truppen (WGT) in den neuen Bundesländern wurden 323 Altlastverdachtsflächen ermittelt. Treib- und Schmierstoffe sowie "Wilde Müllkippen" bildeten die vermuteten Hauptkontaminations- ursachen (RUPPE 1991). Diese Untersuchungsergebnisse wurden durch die spätere Begehung von 550 Liegenschaften bestätigt. Als Schwerpunkte der Umweltbelastungen wurden Mineralöle und Treibstoffe (70%), unsachgemäße Deponierung von Haus- und Sondermüll sowie Schrott (25%) und Gefährdungen durch Sprengstoffe und Munition (5%) erkannt (SCHLIMM 1992).



Bei der Ersterfassung von Altlasten auf 850 amerikanischen Liegenschaften im Jahre 1989 wurden 364 Verdachtsflächen kartiert. In etwa 80% der Fälle wurden Mineralölprodukte als Ursache für Boden- und z.T. auch Grundwasserkontaminationen festgestellt. Weitere Belastungen wurden durch andere wassergefährdende Stoffe (davon etwa 10% chlorierte Kohlenwasserstoffe) und Deponiesickerwässer verursacht (SCHLIMM 1992).



Die obengenannten Beispiele zeigen, daß durch militärische Aktivitäten ausgelöste Umweltschäden in ihrer Mehrzahl durch auch zivil genutzte Schadstoffe entstehen. An erster Stelle sind dabei Mineralölprodukte, speziell Treib- und Schmierstoffe, zu nennen. Militärspezifische Schadstoffe spielen bei quantitativer Betrachtung eine eher nachgeordnete Rolle, stellen allerdings qualitativ die schwerwiegendste, in ihren Ausmaßen derzeit sehr schwer zu beurteilende Belastung dar.



7 Zusammenfassung

"Militärische Altlasten" entstehen im Rahmen des Betriebs der Streitkräfte durch militärunspezifische Tätigkeit und durch militärspezifische Aktivitäten. Der Umfang der dabei entstehenden Umweltbelastungen wird zunächst durch die militärisch genutzte Fläche determiniert, die in der Bundesrepublik Deutschland 1989 etwa 970000 ha betrug und damit etwa der Hälfte des Territoriums des Bundeslandes Rheinland-Pfalz entsprach.

Altlasten aus militärunspezifischer Tätigkeit ergeben sich bei unsachgemäßer Handhabung und Ablagerung umweltgefährdender Stoffe und bei anderen, teilweise unvermeidlichen kontaminationsrelevanten Vorgängen. Typische "Militärische Altlasten" entstehen beim Üben und Schießen auf Truppenübungsplätzen, im Extremfall durch verteidigungs- bzw. kriegsbedingte Aktivitäten.

Bisher erfolgte Erfassungen und Bewertungen von Altlasten auf militärischen Liegenschaften ergaben Verunreinigungen des Bodens und des Grundwassers mit Mineralölprodukten als Hauptursache für die entstandenen Umweltschäden. Spreng- und Explosivstoffe sowie chemische Kampfstoffe und die Abbauprodukte dieser beiden Schadstoffgruppen sind quantitativ weniger vertreten. Sie stellen aber auf Grund der unmittelbaren Gesundheitsgefährdung durch ihre Brisanz, chemische Aggressivität und toxische Wirkung und ihrer möglichen Spätfolgen die gefährlichsten "Militärischen Altlasten" dar.



8 Literatur

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Dieser Beitrag war die Grundlage einer gleichlautenden Publikation, die in



Hermanns/Walcha (Hrsg.): Ökologische Altlasten in der kommunalen Praxis. Aufgaben der kommunalkolitik, Band 11. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1994



erschienen ist.





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