Büro für Altlastenerkundung und Umweltforschung


Dr. Rainer Haas

Stadtwaldstr. 45a, D-35037 Marburg, Tel.: 06421/93084, Fax: 06421/93073

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Pyrotechnische Mittel

Rainer Haas



Unter pyrotechnischen Mitteln werden Brandstoffe, Nebel- und Rauchstoffe, Leuchtsätze sowie Knall- und Pfeifsätze zusammengefaßt.

Pyrotechnische Mittel wurden militärisch zu verschiedenen Zwecken eingesetzt, sie zählen zu den Rüstungsaltlasten-relevanten Substanzen.

Nebel- und Rauchstoffe wurden aus Tarnungsgründen eingesetzt (Vernebelung von Stellungen, Produktionsanlagen etc.).

Brandmittel dienten der Zerstörung durch Inbrandsetzen von Stellungen, militärisch relevanten Arealen sowie als Terrorwaffe gegen zivile Ziele. Bei Nachtangriffen besaß die Brandwirkung auch Markierungsfunktion.

Leuchtmittel wurden nachts zur Beleuchtung und Markierung von Stellungen und weiteren Angriffszielen eingesetzt. Mit Leuchtspurgeschossen konnten die Flugbahn und die Treffergenauigkeit kontrolliert werden. Leuchtmittel wurden auch zur Signalgebung eingesetzt, wobei verschiedene Farben bestimmten Informationen zugeordnet waren.

Am Tag wurden zur Signalgebung und Markierung entsprechend gefärbte Nebel- und Rauchmittel eingesetzt.

Rauch- und Leuchtmittel sowie Mittel mit Schallwirkung wurden auch für Übungs- und Simulationszwecke eingesetzt.

Die für pyrotechnische Zwecke eingesetzten Mischungen werden als sog. "Sätze" bezeichnet, die in folgende Gruppen unterteilt werden:

- Leuchtspursätze

- Leuchtsätze und Farbleuchtsätze

- Knallsätze und Pfeifsätze

- Nebelsätze, Rauchsätze, Farbrauchsätze sowie

- Brandsätze.

Pyrotechnische Mittel kamen im ersten und zweiten Weltkrieg zum Einsatz.

Folgende Hauptkomponenten wurden bei den Sätzen verwandt:

* weiße und gelbe Leuchtspursätze: Bariumnitrat und Magnesium

* rote und orange Leuchtspursätze: Strontiumnitrat und Magnesium

* Glimmspursätze: Bariumnitrat und Bariumperoxid

* Dunkelspursätze: Bariumperoxid, Strontiumsalze

* weiße Leuchtsätze: Bariumnitrat, Aluminium, Schwefel bzw. Bariumnitrat, Magnesium, Schellack

* gelbe Leuchtsätze: Magnesium, Kaliumnitrat, Natriumoxalat

* rote Leuchtsätze: Kaliumchlorat, Strontiumoxalat

* grüne Leuchtsätze: Bariumnitrat, Magnesium

* blaue Leuchtsätze: Kaliumchlorat, Kupfer(II)acetatarsenit ("Schweinfurter Grün")

* Pfeifsätze; Pfeifsand: Kaliumpikrat, Magnesiumpikrat, Natriumnitrat

* Pfeifsätze; Pfeifpatronen: Kaliumchlorat, Aluminium, Bariumnitrat.

Neben diesen Hauptkomponenten wurden in Leucht- und Pfeifsätzen im zweiten Weltkrieg folgende umweltrelevanten Schadstoffe eingesetzt: Calciumdichlorphthalat, Anthracen, polychlorierte Naphthaline und in geringeren Mengen Benzol sowie Blei- und Antimonsalze.

Der größte Hersteller pyrotechnischer Erzeugnisse waren in Deutschland bis Ende des zweiten Weltkrieges die "Deutschen Pyrotechnischen Fabriken AG" (DEPYFAG). Sie betrieben mehrere Fabriken. Die bedeutendste dieser Fabriken war das Werk in Clebronn.



Literatur:

UBA-Texte 43/94: Branchentypische Inentarisierung von Bodenkontaminationen auf Rüstungsaltlaststandorten, 415-539. Berlin 1994



Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an Dr. R. Haas.



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